Hast Du PCOS oder hypothalamische Amenorrhö?
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Was ist eine hypothalamsiche Amenorrhö?

Was sich etwas merkwürdig liest, ist im Prinzip nichts anderes als das Ausbleiben der Periode aufgrund von Stress. Dabei beginnt das Problem der ausbleibenden Periode nicht auf dem Level der Eierstöcke, sondern schon früher: Im Gehirn.

Im Gehirn sitzt der Hypothalamus – der Teil des Gehirns, der unseren Schlaf, Hunger, Körpertemperatur und auch unseren weiblichen Zyklus reguliert. Er ist also eine wichtige Schaltzentrale, die aber auch sehr sensibel auf Stress reagiert. Im Hypothalamus werden bestimmte Hormone gebildet, die über die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und deren Hormone mit unseren endokrinen Drüsen (Hormondrüsen) kommunizieren und diese anregen.

Hypothalamische Amernorrhö - Sp kommuniziert dein Gehirn mit den Eierstöcken

Dabei setzt der Hypothalamus das für den Menstruationszyklus wichtige Gonadotropin freisetzendes Hormon (GnRH) frei. Dabei fungiert der Hypothalamus wie ein Pulsgenerator – mal wird in kürzeren, mal in größeren Abständen viel oder weniger dieses Hormons ausgeschüttet.

Je nachdem, mit welcher Frequenz dieser GnRH freisetzt, registriert das unsere Hypophyse und setzt entweder das luteinisierende Hormon (LH) oder das follikelstimulierende Hormon (FSH) frei. Diese beiden Hormone wiederum stimulieren die Reifung der Eifollikel im Eierstock direkt (durch FSH) oder eben den Eisprung (LH).

Bei Frauen mit einer hypothalamischen Amenorrhö ist der GnRH-Pulsgenerator beeinträchtigt und stößt in geringer Frequenz GnRH aus (1). Aus diesem Grund werden häufig geringere Werte an FSH und LH im Blut gemessen. Eine ausreichende Stimulation der Eierstöcke bleibt deswegen aus. Ist LH zum Zeitpunkt der Ovulation zu niedrig, findet kein Eisprung statt und Progesteron kann nicht produziert werden. Auch Östrogen kann bei der hypothalamischen Amenorrhö zu niedrig sein.

Was sind die Risiken und Uraschen einer hypothalamischen Amenorrhö?

Oft verstehen die Frauen mit hypothalamischer Amenorrhö die Welt nicht mehr. Sie sehen blendend aus und rocken jedes Outfit, sie essen äußerst gesund und sind durchtrainiert. Gesünder geht es schon gar nicht mehr – wenn der Menstruationszyklus nur da wäre.

Die Risiken einer ausbleibenden Periode

In den Anfängen geht es den Frauen auch super. Viele sprechen davon, dass es ihnen „nie besser“ ging, ihre sportliche Leistung enorm ist und, dass sie selten einen Handlungsbedarf sehen – außer sie wollen schwanger werden.

Dabei ist es extrem wichtig, eine regelmäßige Periode zu haben – auch ohne Kinderwunsch! – denn die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron haben wichtige Eigenschaften im Körper.


Aufgaben von Progesteron

Bei einer hypothalamischen Amenorrhö wird kein/kaum Progesteron produziert. In einem normalen Zyklus würde nach dem Eisprung, durch den zurückgebliebenen Gelbkörper, Progesteron produziert werden. Es unterstützt dabei die Wirkung der Schilddrüsenhormone und regt somit den Stoffwechsel an. Zudem beeinflusst es auch das Immunsystem positiv und kann stille Entzündungen reduzieren. Progesteron wirkt außerdem beruhigend und schlaffördernd, Schlafprobleme sind bei einer hypothalamischen Amenorrhö nicht selten. Und natürlich ist es das wichtigste Schwangerschaftshormon, damit die Einnistung erfolgreich stattfinden und die Schwangerschaft aufrechterhalten werden kann.

Aufgaben von Östrogen

Manchmal kann es bei einer hypothalamischen Amenorrhö auch zu einem Mangel an Östrogen kommen. Dieses weibliche Geschlechtshormon ist für die weibliche Gesundheit jedoch sehr wichtig. Es hebt die Stimmung und die Libido, da es die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin fördert. Außerdem ist es ein zentrales Hormon in der Knochengesundheit und sorgt mit Progesteron zusammen für schöne Haare und Haut. Ein Mangel kann zu Haarausfall und Osteoporose führen.

Ursachen einer hypothalamischen Amenorrhö

Die Ursachen von hypothamalischer Amenorrhö lassen sich vereinfacht in Stress durch Übertraining und/oder zu wenig Essen zusammenfassen. Doch wir wollen uns die einzelnen Komponenten etwas genauer anschauen:

1. Zu viel Sport 

Besonders viele Frauen mit hypothalamischer Amenorrhö machen leidenschaftlich gerne Sport und/oder sind im Bereich des Leistungssports tätig. Häufig sind es die Frauen in meinen Coachings, die mindestens vier Mal in der Woche trainieren und sich zu wenig Auszeiten gönnen. Dabei kommen Freizeit-Sportarten, wie CrossfitLaufen und HIIT-Training besonders zahlreich vor – alles Sportarten, die für den weiblichen Organismus ein hohes Stresspensum bedeuten können. Besonders dann, wenn nicht genügend Regeneration stattfindet und die Kalorienaufnahme nicht nach oben angepasst wird.


2. Zu wenig Essen

Frauen, die ihre Kalorienzufuhr drastisch und für einen langen Zeitraum reduzieren, leiden häufiger unter einem Ausbleiben der Periode. Manchmal muss es aber noch nicht mal die bewusste Reduktion der Kalorien sein. Häufig ist es ein Missverhältnis zwischen einem erhöhten Sportpensum und dem fehlenden kalorischen Ausgleich – ein relatives Kaloriendefizit. Für den Körper bedeutet eine zu geringe Kalorienaufnahme Stress, was den GnRH-Pulsgenerator negativ beeinflussen kann. Hierzu zählen auch Crashdiäten und Essstörungen.


3. Zu wenig Kohlenhydrate

Es müssen nicht immer die Kalorien sein, denn schon ein zu wenig des Makronährstoffs Kohlenhydrate kann zum Ausbleiben der Periode führen. Kohlenhydrate sind die vom Körper bevorzugte Energiequelle. Werden diese bewusst reduziert, oder allgemein zu wenig eingenommen (auch im Bezug zum Trainingspensum), nimmt der Hypothalamus dies als Stress war. Die Folge kann eine gestörte GnRH-Ausschüttung sein und das Ausbleiben der Periode.


4. Stress

Nicht nur körperlicher Stress kann zu einer hypothalamischen Amenorrhö führen, sondern auch emotionaler und seelischer Stress. Wird dieser mit körperlichem Stress (zu viel Sport, zu wenig Nahrung oder einem körperlichen Trauma, z.B. nach einem Unfall) gepaart, haben wir einen Cocktail an verschiedenen Stressoren im Körper, die die Hormonproduktion negativ beeinflussen.

Wie wird eine hypothalamische Amenorrhö diagnostiziert?

Um eine hypothalamische Amenorrhö festzustellen, werden andere Störungen des Hormonsystems (PCOS, erhöhtes Prolaktin, Schilddrüsenstörung etc.) ausgeschlossen. Untersucht wird dabei anhand des UltraschallsBlutbildes und auch des Gewichts/BMIs. Gleich noch etwas mehr dazu, wie die Hormonwerte aussehen könnten.

Häufig wird die hypothalamische Amenorrhö jedoch nicht als solche bezeichnet.

Was ist der Unterschied zwischen einer hypothalamischen Amenorrhö und PCOS?

In vielen Fällen wird eine hypothalamische Amenorrhö für das PCO-Syndrom gehalten und als solches diagnostiziert. Den Ausschlag dafür geben die ausbleibende Periode und die polyzystischen Ovarien (mehrere „Zysten“/Eifollikel in den Eierstöcken), die sowohl beim PCO-Syndrom, als auch bei der hypothalamischen Amenorrhö vorkommen können.

Die Untersuchung der Eierstöcke via Ultraschall reicht allerdings für die Diagnose eines PCO-Syndroms und einer hypothalamischen Amenorrhö nicht aus!

Ich habe Dir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von PCOS und hypothalamischer Amenorrhö einmal hier zusammengefasst:

PCOS vs hypothalamische Amenorrhö
Wie Du siehst, gibt es besonders im Bereich der Hormone einen wesentlichen Unterschied, auch wenn es nicht immer so eindeutig ausfallen muss. Der Arzt sollte daher, neben einer Hormonanalyse im Blut, vor der Diagnose noch folgende Dinge abfragen bzw. untersuchen:
  • Gewicht und/oder BMI
  • Eventueller Gewichtsverlust vor/während dem Ausbleiben der Periode
  • Essverhalten (Liegt restriktives Essen oder sogar eine Essstörung vor)
  • Sportpensum
  • Stress (seelisch, emotional sowie mental) (2)
  • Was kann ich gegen die hypothalamsiche Amenorrhö tun?

    Es gibt verschiedene Maßnahmen, die bei einer hypothalamischen Amenorrhö beherzigt werden sollten. Bei seelischer und emotionaler Belastung, sollte man hier die Auslöser finden und  auflösen. Ist aber doch das Sportpensum und die Ernährung das Problem, dann kannst Du mit den folgenden 5 Schritten, Deine Periode wieder bekommen und auf einen Kinderwunsch hinarbeiten:

    5 Schritte, um Deine Periode bei hypothalamischer Amenorrhö wieder zu bekommen


    1. Verstehe und akzeptiere

    …dass Deine Periode ausbleibt und, dass es gesundheitliche Folgen hat (auch wenn Du sie im Moment noch nicht wahrnimmst). Werde Dir klar, dass die Periode ein wichtiges Vitalzeichen Deines Körper ist (genauso, wie Dein Herzschlag) und ein Ausbleiben bedeutet, dass etwas absolut nicht in Ordnung ist und Du NICHT 100% gesund bist.


    2. Passe Deine Ernährung an die Bedürfnisse Deines Körpers an.

    Das bedeutet, dass Du Deine Kalorien und/oder die Menge an Kohlenhydraten, Proteinen und/oder essentiellen Fettsäuren erhöhst, sodass Dein Körper gut genährt ist. Das muss noch nicht mal bedeuten, dass Du unbedingt an Gewicht zulegen musst, damit Deine Periode zurückkommt. Mein eBook „Hormon Food“ kann Dir dabei helfen.


    3. Höre auf Deinen Körper!

    Wenn Du in manchen Wochen mehr trainierst, wirst Du merken, dass Du automatisch mehr Hunger hast. Iss dann unbedingt mehr. Wenn Du in einigen Wochen weniger trainierst, wirst Du merken, dass Du weniger Hunger hast und Dein Körper weniger Kalorien benötigt. Iss aber immer ausreichend. Jetzt ist nicht die Zeit Kalorien einzusparen.


    4. Idealgewicht temporär übersteigen

    Wenn Du eine ganze Zeit lang zu wenige Kalorien zu Dir genommen hast und/oder sehr stark untergewichtig bist, kann es durchaus sein, dass Du Dein Idealgewicht temporär ein wenig übersteigen musst, um Deiner Periode einem Kick-Start zu geben (3). Das kann beängstigend sein, es sei aber gesagt, dass es nur temporär sein muss.


    5. Training reduzieren

    Wenn das alles nichts hilft, solltest Du vermutlich Dein Training reduzieren. Auch eine stark reduzierte Trainingsroutine kann für manche Frauenkörper noch zu viel sein. Manchmal kann es daher sinnvoll sein, das Training für einige Wochen ganz sein zu lassen und sich auf z.B. Yin Yoga, Spaziergänge und andere regenerative „Sportarten“ zu konzentrieren.

    Zusätzlich können Dich Akkupunktur und Hormonyoga unterstützen. Sei jedoch geduldig. Die durchschnittliche Zeit, bis Frauen mit einer hypothalamischen Amenorrhö wieder ihre Periode bekommen, liegt bei ca. sechs Monaten.

    Hilft die Pille bei einer hypothalamischen Amenorrhö?

    Die Pille wird bei Zyklusproblemen häufig verschrieben. Allerdings maskiert sie das eigentliche Problem nur und bietet keine Lösung. Die Pille kann etwas bei der Zunahme der Knochenmineraldichte helfen, aber nicht so gut, wie eine natürliche Periode. Man kann die synthetischen Hormone der Antibabypille sowie andere Hormonpräparate nicht mit den körpereigenen Hormonen vergleichen. Eine Lebensstilveränderung mit Herstellung der natürlichen Periode ist der beste Weg, um das Problem zu behandeln.

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    Hey, ich bin Julia

    Als Hormon und PCOS Coach helfe ich Frauen dabei, ihre Hormone natürlich zu regulieren. Damit die damit verbundenen Symptome – wie ständige Müdigkeit, Haarausfall, Akne, überflüssige Pfunde und ausbleibende Periode – endlich der Vergangenheit angehören.
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    7 Kommentare

    1. Mareike

      Hallo Julia,
      warum kann die Periode mit verschriebenen Progesteron nur bei PCOS ausgelöst werden? Bei der hypothalamischen Amenorrhö besteht doch auch ein Progesteronmangel evtl.durch vermehrtes
      Stresshormon oder liege ich da falsch? Liebe Grüße

      Antworten
      • Julia Schultz

        Hallo meine Liebe,
        weil ich sich bei PCOS meist ausreichend Östrogen im Körper befindet und sich somit die Gebärmutterschleimhaut aufbauen kann, um diese dann abzustoßen (Blutung). Bei einer hypothalamischen Amenorrhö ist Östrogen aber meist zu gering und die Gebärmutterschleimhaut baut sich in diesem Falle gar nicht erst auf und kann auch somit mit einer Gabe von Progesteron nicht abgestoßen werden. Natürlich muss das nicht immer so sein. Ganz liebe Grüße

        Antworten
    2. Stefanie

      Hallo Julia,
      bei mir wurde PCOS diagnostiziert, obwohl mein LH/FSH-Quotient immer kleiner als 1 ist und die Progesteroncreme keine Blutung auslöst. Ist das bei PCOS überhaupt möglich?
      Ganz liebe Grüße,
      Stefanie

      Antworten
      • Julia Schultz

        Liebe Stefanie, das könnte dann womöglich eher eine HA sein. Leider wird sie bei uns in Deutschland so gut wie nie diagnostiziert oder mit PCOS verwechselt. Sind denn deine männlichen Hormone erhöht?

        Antworten
        • Stefanie

          Also vor 2 Jahren, als die Diagnose gestellt wurde, war mein Testosteronwert bei 127. Bei der letzten Messung im September 2021 war er nur noch bei 45 pg/ml.

          Antworten
    3. Marie

      Hallo Julia,
      bei mir wurde im Oktober PCO diagnostiziert. Neben den Blutwerten, AMH 12.10 ; FSH 1.75; LSH 11.50; Testosteron 1.85 war auch der US mit mehr als 20 Folikeln pro Seite erhöht. Da ich sehr perfektionistisch bin und quasi immer im alltäglichen Stress ausgesetzt bin, stellt sich für mich die Frage ist es tatsächlich PCO oder HA ?

      Liebe Grüße
      Marie

      Antworten
      • Julia Schultz

        Liebe Marie, da der LH-Wert doch eher hoch ist, wäre es kein klassisches HA.
        Liebe Grüße, Julia

        Antworten

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